Die TOP 3 Hürden auf dem Weg zur Gleichberechtigung am Arbeitsplatz

Wir brauchen noch 200 Jahre bis zur völligen Gleichberechtigung am Arbeitsplatz, wenn wir so weitermachen wie bisher. So lautet unter Bezug auf den „Global Gender Gap Report“ des World Economic Forum aus dem Jahr 2019 ein wesentliches Fazit der Abschlussarbeit von Isabelle Rogat. Die Studentin hat im Rahmes ihres Bachelors of Business Administration in einer anonymisierte Online-Umfrage deutschlandweit 1.637 Teilnehmerinnen aus verschiedenen Branchen, Altersgruppen & Positionen befragt. In der Arbeit wird untersucht, was erfolgreiche Frauen auszeichnet und welche Hürden es auf dem Weg zur Gleichberechtigung am Arbeitsplatz noch zu überwinden gilt. Anstoß für die Untersuchung ist die Tatsache, dass zwar 47 % der Erwerbstätigen Frauen sind, aber 77 % der Führungspositionen von Männer besetzt werden. Damit stellt sich die Frage nach dem „Warum“?

Die TOP 3 der Hürden auf dem Weg zur Gleichberechtigung am Arbeitsplatz sind laut der Umfrage, dass Frauen …

  1. mit den geschlechterspezifischen Stereotypen in unserer Gesellschaft zu kämpfen haben
  2. sich selbst, mangels Selbstbewusstsein zu wenig zutrauen und
  3. Kinder und Beruf als unvereinbar ansehen.

In tieifergehenden Analysen werden die Ergebnisse auch noch nach Alter, Kinderzahl und Führungsverantwortung differenziert und liefern aufschlussreiche Details. Sie können die Umfrage mit dem Titel „Female Talents Insights“ auch hier downloaden.

Erfolgreiche Frauen, die diese Hindernisse schon überwunden haben, zeichnen sich nach den Umfrageergebnissen dadurch aus, dass Sie…

  • eine andere Interpretation davon haben, was & wer ein Vorbild ist und inwiefern sie dies selbst werden können.
  • ein Selbstbewusstsein haben, das zu innerlicher Resilienz & externer Sichtbarkeit im professionellen Umfeld führt.
  • aktiv gesellschaftliche Konventionen hinterfragen & offen mit Schwierigkeiten bzw. Scheitern umgehen.
  • proaktiv unterstützende Strukturen initiieren: sowohl durch Coaches als auch private Entlastung.

Auch wenn sich aus der Umfrage keine Lösungsansätze nach dem Prinzip „one size fits all“ ableiten lassen, so werden nach meinem Verständnis sowohl gesellschaftliche, politische wie auch individuelle Verantwortlichkeiten deutlich, um die notwendigen Veränderungsschritte in Richtung der Gleichberechtigung am Arbeitsplatz weiter zu forcieren. Hier sind wir alle gefordert.

Aus meiner täglichen Arbeit als Business Coach mit dem Fokus auf Frauen in Führungspostionen kann ich sowohl die Analysen der beschriebenen Erfolgsfaktoren wie auch die Identifizierung der Hürden nur bestätigen. Insbesondere die Bedeutung eines ausgeprägten Selbstbewusstseins für den beruflichen Erfolg. Die Umfrage schreibt gerade diesem Faktor bei jüngeren Frauen, Frauen ohne Kinder und Frauen ohne Führungsverantwortung ein besonderes Gewicht zu. Insofern gibt es bei diesem Thema einiges zu tun. Mein Online-Kurs „Mein Selbstbewusstsein stärken – in 7 Schritten zum Ziel! setzt genau hier an, denn das Selbstbewusstsein ist das Fundament des berufliches Erfolges. Und dies gilt auch für Männer.

Frauenquote: Bad and good News

Die Berufung von Jennifer Morgan an die Konzernspitze des Softwareunternehmens SAP am 11. Oktober 2019 hat das Thema Frauenquote mal wieder in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt. Die good News: Frau Morgan wurde damit zu ersten Vorstandschefin eines DAX-Konzerns. Erste Frau im Vorstand eines DAX Unternehmens war übrigens im Jahr 2004 Frau Karin Dorrepaal bei Schering. Von Durchbruch und Vorbild war in den letzten Monaten bei Frau Morgan die Rede. Dies war allerdings nur ein kurzes Intermezzo, denn nur sechs Monate später, im April 2020 wurde die Doppelspitze bei SAP wieder aufgelöst und Frau Morgan musste wieder gehen. Die bad News wurden übertitelt mit Debakel und Blamage. Und so wie diese Episode zwei Seiten hat, lässt sich auch die Entwicklung der Frauenquote in Deutschland aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten.

Das Gesetz
Zur Erinnerung: Am 6. März 2015 wurde die Frauenquote vom Bundestag verabschiedet. Das „Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen“ unterscheidet zwei unterschiedlichen Vorgaben, zum einen eine verbindliche Quote und zum anderen eine freiwillige Zielquote. Genau genommen ist es auch keine Frauenquote, sondern eine Geschlechterquote, weil sich die Vorgaben für die Mindestanteile auf Frauen und Männern gleichermaßen beziehen, auch wenn das ganze Interesse nur auf die Frauenanteile fokussiert.

Die verbindliche Frauenquote von 30 % in Aufsichtsräten müssen voll mitbestimmungspflichtige und börsennotierte Unternehmen erfüllen. Wobei dies nur für alle ab 2016 neu zu besetzenden Aufsichtsratsposten festgeschrieben wurde. Aktuell treffen diese beiden Eigenschaften auf 105 deutsche Firmen zu.

Unternehmen, die entweder börsennotiert oder mitbestimmungspflichtig sind, mussten sich ein individuelles Ziel zur Erhöhung des Frauenanteils in Aufsichtsräten, Vorständen und im obersten Management setzen. Ein Mindestziel für die freiwillige Zielquote war dabei nicht vorgegeben, die Zielquote darf allerdings nicht unter den aktuellen Stand sinken. Dabei war auch die Zielgröße Null zulässig. Was tatsächlich einige Unternehmen auch als ihren Anspruch formulieren und damit in heftige Kritik gerieten.

Die Ergebnisse
So intensiv und kontrovers die Debatte über das Gesetz anfangs verlief, so ruhig und unbeachtet wurde die Umsetzung in den letzten 5 Jahren in der Praxis verfolgt. Gleichwohl ist ein Trend erkennbar, der sich aus den Statistiken des Managerinnen-Barometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung ablesen lässt. Die good News lauten: Die Zahl der Frauen in deutschen Vorstands- und Aufsichtsratsetagen wächst. Die bad News: Bis die männliche Dominanz bei der Besetzung von Vorstands- und Aufsichtsratsposten deutscher Konzerne gebrochen sein wird, ist es noch ein langer Weg.

Ein Blick auf die DAX 30 Konzerne macht deutlich, wo wir stehen. Auch hier ergibt sich ein zweigeteiltes Bild. Die good News: Bei den Aufsichtsratsposten hat das Gesetz seine gewünschte Wirkung entfaltet. Die 30 % Quote wurde im letzten Jahr sogar übererfüllt. Dort stieg der Frauenanteil von 26,8 % im Jahr 2015 auf 35,4 % im Jahr 2019. Allerdings darf dies nicht davon ablenken, dass in Aufsichtsräten der Frauenanteil ohnehin schon immer höher ausfiel als auf den Vorstandsetagen.

Die bad News: In den 30 DAX Unternehmen waren 2019 insgesamt nur 14,7 % der Vorstandsposten mit Frauen besetzt. Dies ist zwar im Vergleich mit den 9,9 % im Jahr 2015 ein Plus von rd. 50 %, aber gleichzeitig auch noch 100 % von der Erfüllung der 30 % Zielmarke entfernt. Die Gründe mögen vielschichtig sein. Es kann aber spekuliert werden, dass hier den Verantwortlichen die Motivation fehlt. Denn Tatsache ist, dass die Quote für Vorstandsposten im Unterschied zu der Quote für Aufsichtsratsposten nur unternehmensindividuell freiwillig und nicht gesetzlich verbindlich ist.

Die Zahlen aus der DIW Studie unterstreichen diesen Faktor ebenfalls. Denn auch bei den 105 Unternehmen, die seit 2015 einer verbindlichen Quotenregelung unterliegen, ist ein schnellerer Zuwachs der Frauen in Aufsichtsräten zu verzeichnen als bei jenen Konzernen, die sich nur freiwillige Zielmarken gesetzt haben. Es bleibt daher noch viel zu tun. Entweder die Überzeugung weiter fördern oder auch hier die verbindliche Quote einführen. Ich habe eine Idee davon, was schneller zum Erfolg führen wird.

Buchtipp: Der Weg zur höheren Frauenquote

Die Frauenquote: kontrovers diskutiert und bislang ohne Wirkung. Jüngste Studien zum Thema zeigen, dass das umstrittene Gesetz bislang keine spürbaren Effekte nach sich gezogen hat. Gründe dafür gibt es sicher viele.

Ein Mangel an Instrumenten zur Frauenförderung in Unternehmen ist es sicher nicht. Die Bandbreite reicht von Rekrutierungsmaßnahmen über Qualifizierungsmaßnahmen bis hin zur Strukturmaßnahmen. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Und wer auf der Suche nach dem erfolgversprechenden Weg ist, findet in meinem Buchbeitrag einen strukturierten Überblick zum Thema.

https://www.springerprofessional.de/der-weg-zur-hoeheren-frauenquote-ein-gesamtkonzept-fuer-die-frau/10503578

FOCUS Online: Coaching für Frauen

Für alle Frauen, die in ihrem Beruf mehr erreichen wollen, bietet Business Coaching eine Lösung. Denn trotz gesetzlicher Frauenquote bleiben ambitionierte Frauen auf Ihrem Weg nach oben weiter auf sich alleine gestellt. In vielen Fällen ist die richtige Strategie für eine bessere Selbstbehauptung und Selbstvermarktung im Job gefragt.

Lesen Sie in FOCUS Online wie Business Coaching Ihnen dabei helfen kann, Ihre persönliche Erfolgsstrategie zu entwickeln.

Frauen im Banking – Sekt oder Selters?

Stolze 57% der Angestellten in der Kreditwirtschaft sind Frauen. Nur noch knapp 7% beträgt der Frauenanteil auf den Vorstandsetagen. Auf dem Weg nach oben gehen den Banken und Sparkassen die Frauen offensichtlich verloren. Eine freiwillige Selbstverpflichtung auf eine Zielgröße analog zur neuen gesetzlichen Frauenquote könnte insbesondere für kleinere Institute aus dem Genossenschafts- und Sparkassensektor zu einer Herausforderung werden. Wo es nur zwei Vorstände gibt, heißt es dann: Sekt oder Selters. Direkt 50% oder 0%.

Mehr zu dem Thema Frauen im Banking und wie der Weg zu einem höheren Frauenanteil auf den oberen Managementetagen im Bankwesen aussehen kann, lesen Sie in meinem Beitrag „Frauen im Banking – die Quote kommt“ erschienen in der Zeitschrift bank und markt im März 2015:
Frauen im Banking_Dr.Wittenberg_bum_03-2015