Burn-out Betroffene
Das Burn-out Syndrom trifft viele Berufsgruppen
Der Ursprung des Begriffes Burn-out ist mit der Berufsgruppe der Heilberufe verbunden. Es war der New Yorker Psychoanalytiker Herbert Freudenberger, der im Jahr 1974 das sog. Helfersyndrom beschrieb. Es ging um die völlige Erschöpfung und Aufopferung von Menschen in Heilberufen. Heute finden sich die Betroffenen in den unterschiedlichsten Berufsgruppen. Die Liste reicht von Lehrern, Polizisten, Pfarrern, Prominenten und Managern quer durch alle Berufsgruppen, wobei es Schwerpunktgruppen gibt, zu denen die Heilberufe nach wie vor zählen.
Nach dem DAK Gesundheitsreport 2018 ist der Anstieg der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen eine der auffälligsten Entwicklungen in den letzten Jahren. Zum einen, weil sich hier seit über 20 Jahren ein kontinuierlicher Anstieg feststellen lässt und zum anderen, weil psychische Erkrankungen mit 16,7% der Ausfalltage heute nach den Muskel-Skelett-Erkrankungen den zweiten Platz unter allen Krankheitsarten in Deutschland einnehmen. Die weitaus meisten Fehltage sind übrigens durch Depressionen begründet.
Damit ist die Zunahme der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen zwar sehr hoch und auch die Ausfalldauer mit rund 33 Tagen sehr lang, doch absolut gesehen, bleibt der Anteil der Betroffenen mit 3,3% bei den Männern und 5,9% bei den Frauen eher gering.
Es lässt sich feststellen, dass Männer und Frauen sehr unterschiedlich betroffen sind, die Zahl der AU-Tage für psychische Erkrankungen aber bei beiden Geschlechtern mit dem Alter kontinuierlich zunimmt. Insgesamt liegt die Zahl der Fehltage für psychische Erkrankungen bei Frauen deutlich über denen der Männer.
Vor diesem quantitativen Hintergrund erklärt sich auch die anhaltende öffentliche Diskussion zu dem Thema. Zwar hat das Thema damit sein Schattendasein der Vergangenheit überwunden, Burn-out erfährt aber immer noch nicht die gleiche Anerkennung wie andere nicht-psychische Krankheiten.
Dies kann verwundern, ist doch der Burn-out eine Krankheit mit einer langen Geschichte und einer weiten Verbreitung in der Bevölkerung. So soll schon Johann Wolfgang von Goethe nach Meinung einiger Literaturkritiker an einer Erschöpfungskrankheit gelitten haben, die ihn veranlasste, bereits in jungen Jahren seinen Ministersessel in Weimar zu verlassen und nach Italien zu fliehen. Und in unserer Zeit werden immer mehr Menschen aufgrund von psychischen Belastungen im Beruf krankgeschrieben. Laut einer repräsentativen Studie fehlten danach schon im Jahr 2008 hochgerechnet rund 40.000 Mitarbeiter Vollzeit an ihren Arbeitsplätzen. Und die Ausfallzahlen sind seitdem immer weiter gestiegen. Schon im DAK Gesundheitsreport 2013 heißt es dazu:
„Gerade … in den letzten Jahren hat sich ein neuer Akzent zur Rolle der Arbeitswelt beim Phänomen der zunehmenden Fehltage wegen psychischer Erkrankungen ausgebildet: die enorme Aufmerksamkeit die dem Burnout-Syndrom zukommt. Mittlerweile ist das Burnout-Syndrom geradezu zur Metapher für psychische Leiden geworden, deren Hauptursache in der Arbeitswelt vermutet werden.“
Die Angehörigen von Burn-out Betroffenen leisten viel
Wer oft bei dem Thema vergessen wird, sind die Angehörigen von Burn-out Betroffenen. Die Situation ist für das soziale Umfeld zumeist sehr belastend und erfordert über eine lange Zeit viel Verständnis und Einsatz von den Angehörigen. Nicht selten kommt es hier auch zu einer Überforderung, weil die Angehörigen nicht wissen, wie Sie mit dem sozialen Rückzug und der Verhaltensänderung der Betroffenen umgehen sollen und alles in Ihren Alltag integrieren müssen.
Sie sollten sich daher intensiv mit dem Thema beschäftigen. Hier kann auch der persönliche Austausch in Selbsthilfegruppen in Ihrer Region und mit anderen Betroffenen im Bekanntenkreis weiterhelfen. Wichtig ist, dass Sie sich hier für Dritte öffnen.
Im Umgang mit den Betroffenen selbst ist viel Geduld erforderlich. Da sich die Burn-out Patienten zumeist zurückziehen, ist die Initiative der Angehörigen gefragt. Bieten Sie Gespräche an, nehmen Sie Zurückweisungen nicht persönlich und versuchen Sie keine Vorwürfe zu formulieren. Entscheidend ist, dass Sie zeigen, dass Sie für den Burn-out Betroffenen da sind, wenn er es möchte. Dazu gehört es auch, dass Sie als Angehöriger versuchen sollten, gemeinsam über die Möglichkeit einer Therapie zu sprechen. Da Betroffene diese professionelle Hilfe meist ablehnen, ist es eine sinnvolle Option zu versuchen, zusammen einen Arzt oder einen Therapeuten aufzusuchen.
Bei allem Einsatz für den Betroffenen ist es wichtig, dass die Angehörigen nicht vergessen, auch auf sich selbst achten. Die Abgrenzung des persönlichen Verantwortungsbereiches und ein ausreichender Ausgleich durch das Schaffen von täglichem Freiraum gehört dazu. Sie dürfen nicht außer Acht lassen, dass der Weg aus dem Burn-Out schwierig und langsam von statten geht. Wenn Sie als Angehöriger den Betroffenen helfen möchten, sollten Sie selbst auch auf Ihre Gesundheit achten.
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