Hybride Führung
Was ist hybride Führung?
Hybride Führung lässt sich definieren als ein Führungsauftrag, bei dem die Teammitglieder an verschiedenen Arbeitsorten tätig sind (sei es im Büro, im Home-Office oder unterwegs) und die Führungskraft das Ziel verfolgt,
Brücken zwischen diesen analogen und digitalen Arbeitswelten zu bauen und den unterschiedlichen Bedürfnissen der Mitarbeitenden gerecht zu werden, indem die Führungskraft ihr Verhalten individuell auf die Mitarbeitenden und situativ auf das Arbeitsumfeld abstimmt.
Warum ist hybride Führung wichtig?
Immer mehr Menschen arbeiten hybrid, immer mehr Unternehmen haben die Vorteile für sich entdeckt und immer mehr Führungskräfte haben selbst erlebt, dass hybride Führung anders ist. Anders als virtuelle Führung
oder Führung in Präsenz. Das Bewusstsein für die damit verbundenen Spannungsfelder zwischen den Beschäftigten,
den Führungskräften und den Unternehmen hat sich mit der Zeit geschärft. Die besonderen Herausforderungen wie auch die Chancen sind allen Beteiligten über die Jahre deutlicher geworden.
Unsere Führungskräfte stehen vor der Herausforderung, sich in einer Welt zu bewegen, in der sich auf der einen Seite die Anforderungen an das Mindset einer Führungskraft und der Mitarbeitenden ändern und auf der anderen Seite die Arbeitswelt zunehmend digitaler wird. Sie sind mit einem zweidimensionalen Veränderungsprozesss konfrontiert, in dem sich Führungskräfte neu ausrichten müssen, um ihren eigenen hybriden Führungsansatz zu finden.
Die Anforderungen an das Mindset sind in Veränderung, weil sich die Welt verändert. In einer von Unsicherheit, Volatilität, Mehrdeutigkeit und Komplexität geprägten Arbeitswelt begann im letzten Jahrzehnt ein sukzessiver Umdenkungsprozess von einem traditionellen zu einem agilen Mindset. Dies geschah eher in einem schrittweisen evolutionären als disruptiven Prozess. Die meisten Unternehmen befinden sich mit ihren Führungskräfte und Mitarbeitenden gegenwärtig noch in der alten Denkwelt, einige sind schon in der rein agilen Denkwelt angekommen und viele irgendwo dazwischen.
Unabhängig von dieser langfristigen Veränderung wurden wir Anfang 2020 quasi über Nacht mit den Folgen der Corona-Pandemie konfrontiert. Es kam mehrfach zum Lock down im öffentlichen Leben und wir wurden über Nacht von der analogen in die digitale Arbeitswelt katapultiert. War das Home-Office vorher die freiwillige Ausnahme, gehörte es ab dem Frühjahr 2020 zum verordneten Alltag. Alle vorangegangenen Bedenken und Hindernisse gegenüber dem remote-Arbeiten wurden kurzfristig bei Seite geschoben und Deutschland arbeitete qua Verordnung aus dem Home-Office. Die Pandemie war der Katalysator des Wandels.
Auch wenn sich das Mindset der Beteiligten nicht über Nacht verändert hatte, so wurde aber schnell deutlich, das ein neuer Führungsansatz in Kombination mit neuen digitalen Arbeitsweisen erforderlich war. Die analoge Führung auf Basis der persönlichen Präsenz im Büro und alle damit gewohnten Rituale und Arbeitsweisen waren ad hoc abgeschafft.
Neue Führungsqualitäten im Sinne der digitalen Führung, sog. Remote-Leadership, waren zusammen mit neuen Skills im Umgang mit digitalen Arbeitsinstrumenten gefragt. Das Führungspendel ist zu diesem Zeitpunkt bildlich gesprochen von der analogen in die digitale Welt geschwungen. Dies war eine radikale und aufgezwungene Veränderung für die Mehrzahl der Führungskräfte und Mitarbeitenden.
Doch wie sieht unsere Arbeitswelt heute aus, nachdem die Pandemie schon einige Jahre hinter uns liegt? Seit dem Ende der Corona-Pandemie ab März 2023 sucht unsere Arbeitswelt ihr neues Gleichgewicht in der Verteilung von on-site und off-site Arbeiten – das New Normal. Die Statistiken zeigen, dass sich der Anteil der Beschäftigten, die zumindest gelegentlich im Home-Office arbeiten, mit weit über 20 % mehr als verdoppelt hat. Dabei muss berücksichtigt werden, dass nur rund die Hälfte der Arbeitsplätze in Deutschland überhaupt für das Home-Office geeignet sind. Diese Zahlen machen deutlich: das hybride Arbeiten hat sich etabliert, weil man einerseits viele der neugeschätzten Errungenschaften aus der digitalen Arbeitswelt nicht wieder aufgeben und andererseits die Vorteile der alten analogen Welt zurückhaben möchte. Es ist nicht mehr die Frage des entweder/oder, sondern des sowohl/als auch auf einem neuen Niveau. Die Frage ist, wie man sich das Beste aus zwei Welten sichert.
Wie funktioniert hybride Führung?
Hybride Führung synchronisiert unterschiedliche Mindsets und baut Brücken zwischen den Arbeitswelten. Zum einen sorgt dieser Führungsansatz für Verhaltensänderungen, indem alte Denkmuster und Glaubenssätze bei den Mitarbeitenden erst erkannt, dann aufgelöst und schließlich neu formuliert werden. Zum anderen fördert sie die Akzeptanz alter und neuer Arbeitsweisen bei den Beteiligten und sorgt dafür, dass analoge und digitalen Welten verschmelzen und nicht im Wettbewerb zueinanderstehen.
Hybride Führung ist ein neuer Führungsansatz, der individuell auf die Mitarbeitenden und situativ auf das Arbeitsumfeld abgestimmt ist. Dies setzt voraus, dass die Führungskraft selbst erkennt, wo sie und die Teammitglieder in diesem zweidimensionalen Veränderungsprozess stehen. Ausgehend von dieser Positionsbestimmung sind im zweiten Schritt unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen und Kompetenzen einzusetzen. Die hybride Führung zeichnet sich somit durch ihre Flexibilität gegenüber den Mitarbeitenden und dem Arbeitsumfeld aus.
Was muss man bei hybrider Führung können?
Den Führungskräften stellt sich natürlich die zentrale Frage: Was muss ich können, um mein Team und mich in dieser Arbeitswelt erfolgreich zu führen? Das NEW C.A.R.E. Modell, das Sabrina Gall und ich zusammen entwickelt haben, liefert die Antwort, denn es beschreibt das Kompetenz- und Aufgabenspektrum der hybriden Führung in kompakter und anschaulicher Form.
Im Fokus stehen die 4 Kompetenzfelder, die das NEW C.A.R.E.-Modell für hybride Führung charakterisieren:
Communication
Awareness
Relationship
Empowerment
Jedes der 4 Kompetenzfelder umfasst jeweils 4 Aufgabengebiete, die Führungskräfte im Rahmen der hybriden Führung erfüllen sollten. In der Summe sind somit 16 Aufgabengebiete zu beherrschen, um die Führungsaufgabe erfolgreich erfüllen zu können. Das NEW C.A.R.E. Modell für hybride Führung steht für unsere Vorstellung von Führung im New Normal unserer neuen Arbeitswelt.
Wie bei jedem Modell kommt es auch bei der hybriden Führung auf die praktische Umsetzung an, die über Erfolg oder Mißerfolg entscheidet. Wenn Sie wissen wollen, wie es Ihnen gelingt, mit unserem NEW C.A.R.E. Modell als Führungskraft erfolgreich zu agieren, dann lesen Sie unser Buch zum Thema „Erfolgreich führen in hybriden Arbeitswelten“, das im Haufe-Verlag nunmehr schon in der 2. Auflage erschienen ist.
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