Von Selbstzweifeln zum Selbstbewusstsein

Ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl zeichnet vielfach erfolgreiche Menschen aus. Doch fühlen sich viele Menschen eher unattraktiv, untalentiert, ungeliebt und unsicher, wenn sie über sich nachdenken. In unserer leistungsorientierten Welt, die von schneller, weiter und höher geprägt ist, haben viele das Gefühl den Ansprüchen der Anderen und ihren eigenen Ansprüchen im Berufs- und Privatleben nicht gerecht zu werden.

Wissenschaftliche Studien und Umfragen haben vielfach gezeigt, wie verbreitet Selbstzweifel sind. Frauen sind dabei stärker betroffen als Männer. Selbst unter Führungskräften hadern rund ein Drittel der Manager in Deutschland mit sich und der Frage, ob sie ihrer Rolle gerecht werden.

Selbstzweifel

Die Selbstzweifel im Sinne des Zweifelns an der eigenen Person finden ihren Ausdruck in einer inneren Unzufriedenheit und Unsicherheit über das eigene Handeln bzw. Sein, dem eigenen Können oder den eigenen Zielen. Die Gründe dafür sind vielschichtig und reichen von der sozialen Prägung in der Kindheit, über traumatische Erfahrungen bis hin zu krankhaften Störungen. Eine besonders ausgeprägte Form des Selbstzweifels stellt das sog. Impostor-Syndrom dar, was auch Hochstapler-Syndrom genannt wird. Davon betroffene Menschen halten sich für inkompetent und völlig überschätzt. Sie haben Angst davor, dass ihr Umfeld dies jederzeit erkennen könnte. Gerade im Management ist diese Entdeckungsangst weit verbreitet.

Die Wissenschaft hat dabei gezeigt, dass Menschen, die schon in jungen Jahren mit Selbstzweifel zu kämpfen hatten, dies auch im späteren Verlauf ihres Lebens wahrscheinlich noch tun. Dies auch, wenn das Selbstwertgefühl bei den meisten Menschen im Lauf des Lebens bis zum Alter von 60 bis 70 Jahren ansteigt, um dann typischerweise wieder abzufallen. Das Vorhandensein eines „Selbstzweifler-Gens“ wird aber verneint. Die gute Nachricht lautet also, man kann an seinen Selbstzweifeln arbeiten und sie verringern.

Menschen, die ihre Selbstzweifel überwinden möchten, brauchen zuallererst mehr Selbstbewusstsein. Zunächst einmal bedeutet dieser Begriff wörtlich genommen, sich seiner selbst bewusst zu sein. Dahinter steckt die Beantwortung der klassischen Frage der Philosophie:

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Wer bin ich?

Die großen Denker der verschiedenen Epochen gaben darauf die unterschiedlichsten Antworten. So stammt von René Descartes (1596 – 1650) die Formulierung: „Ich denke, also existiere ich“. Er reduzierte das Sein auf einen geistigen Zustand. Im Gegensatz dazu kann man aus der Perspektive von Physikern und Chemikern den Menschen auch als eine Sammlung von Molekülen und fließenden elektrischen Strömen betrachten. Die moderne Philosophie betrachtet den Menschen hingegen als ein biologisches Wesen mit geistigen Fähigkeiten, die auf natürlichen Eigenschaften beruhen. Und an dieser Stelle kommt das Selbstbewusstsein im Kontext der Stärkenorientierung ins Spiel.

Selbstbewusstsein

Nur wenn ich mir meiner persönlichen Eigenschaften bewusst bin, kann ich sie auch im Alltag einsetzen und zu Stärken ausbauen. Zu diesem Zweck werden im Rahmen des StärkenCoachings die Gedanken-, Gefühls- und Verhaltensmuster ergründet, die hinter jedem einzelnen Talent stecken und die Motive hinterfragt, die einen antreiben sowie die Bedürfnisse geklärt, die erfüllt sein müssen, damit man sich wohl fühlt. Ist man sich all dem bewusst, kann man seine Talente erfolgreich einsetzen. In diesem Sinne ist ein Schlüsselfaktor für den Weg zum Erfolg, sein Selbstbewusstsein zu stärken.

Selbstvertrauen

Aus der folgenden Erfahrung des gelungenen Einsatzes seiner Talente erwächst dann das eigene Selbstvertrauen. Diese Erfolgserlebnisse sind der Nährboden für ein wachsendes Selbstvertrauen. Je stärker man sich bewusst macht, was man in seinen Leben schon alles erreicht hat, desto positiver schaut man zukünftigen Aufgaben entgegen. Dies ist ein sich selbst verstärkender Prozess.

Selbstliebe

Entscheidend bei diesem Prozess ist die eigene Bewertung im Sinne der Anerkennung der erzielten Ergebnisse. Also wie sehr man sich für seinen Einsatz und die Ergebnisse wertschätzt und wohlwollend behandelt. Die Psychologie spricht hier von der sogenannten Selbstliebe. Wer seine Talente erfolgreich einsetzt, aber das Ergebnis nicht wertschätzen kann, dem fehlt die Selbstliebe. Viele halten ihre Talente für selbstverständlich im Sinne von nicht der Rede wert („Das können andere viel besser“) oder wollen vielleicht auch ganz anders sein („ein bisschen weniger diszipliniert wäre auch schön“).

Im StärkenCoaching wird diese Phase der bewussten Anerkennung der eigenen Talente und der damit verbundenen Ergebnisse ganz plakativ mit „Love it“ betitelt. Dies stellt für viele Menschen eine Hürde dar, die überwunden werden muss, um ein positives Selbstwertgefühl zu entwickeln.

Selbstwertgefühl

In der Psychologie wird unter dem Selbstwert die emotionale Selbsteinschätzung des eigenen Wertes verstanden. Der Psychotherapeut Nathaniel Branden hat das Selbstwertgefühl als Ergebnis eines Zusammenspiels von Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstliebe beschrieben. Ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl ist gleichermaßen der Schlüssel zum wie auch das Ergebnis von Erfolg.

Vor dem Hintergrund der semantischen Differenzierung von Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl in der Psychologie muss einem in der öffentlichen Diskussion bewusst sein, dass umgangssprachlich beide Begriffe oftmals irrtümlich synonym verwendet werden. Vielfach sprechen die Menschen von „Selbstbewusstsein stärken“, meinen aber das Selbstwertgefühl.

Die gute Nachricht ist, dass ein gutes Selbstwertgefühl nicht angeboren ist, sondern von jedem selbst aufgebaut werden kann. Und hier schließt sich der Kreis in der Stärkenorientierung. Im Rahmen des mehrstufigen Entwicklungsprozesses im StärkenCoaching werden in einem ersten Schritt die Talente identifiziert. Das Selbstbewusstsein wird aufgebaut. Dann werden die Talente im Alltag eingesetzt, um Erfolgserlebnisse zu generieren. Hierdurch entwickelt sich das Selbstvertrauen.

Im Zuge der Reflektionsarbeit im StärkenCoaching geht es zeitgleich auch darum, die eigenen Talente anzunehmen und wertzuschätzen. Dies ist die Bedingung für die notwendige Selbstliebe, die man sich und seinen Talenten entgegenbringen muss. Am Ende des persönlichen Entwicklungsprozesses kann man durch den stärkenorientierten Ansatz im Coaching dann ein höheres Selbstwertgefühl entwickeln. Und das wünschen sich viele Menschen.