Burn-out Test: sinnvoll oder sinnlos?

Der Burn-out Test – gut zu wissen

Vielleicht kennst Du das Problem. Einerseits stresst Dich die Arbeit schon länger und Deine Kräfte lassen nach. Du bist Dir nicht sicher, ob dies vielleicht schon ein Anzeichen für einen Burn-out ist. Irgendwie beunruhigt Dich das, weil Du schon viel über die Verbreitung und negativen Folgen von Burn-out gehört hast. Anderseits scheust Du aber den Aufwand, dafür extra zum Arzt zu gehen, weil so schlimm ist es ja dann doch noch nicht. Außerdem hast Du gehört, dass man selbst auch online ohne großen Aufwand solche Burn-out Tests machen kann. Die Frage, die sich Dir aber stellt, ist, ob solche Test überhaupt sinnvoll sind.

 

Wie funktionieren Burn-out Tests?

Es wird Dich möglicherweise überraschen, aber das Burn-out Syndrom wird von Medizinern und Therapeuten überwiegend mittels Selbstbeurteilungsfragebögen diagnostiziert. Das ist ein schwieriges Unterfangen, weil ein Burn-out Syndrom mit vielen verschiedenen Symptomen einhergehen kann. Es gibt verschiedene wissenschaftlich fundierte Fragebögen, die in der professionellen Diagnostik eingesetzt werden. Im angloamerikanischen Sprachraum haben sich das „Maslach Burnout-Inventar„, kurz MBI und das „Tedium Measure„, kurz TM, durchgesetzt. In Deutschland hat das „Arbeitsbezogene Verhaltens- und Erlebnismuster“, kurz AVEM, an Bedeutung gewonnen.

Stellvertretend für diese Diagnosetools soll der Klassiker in der empirischen Burn-out Forschung, das Maslach Burn-out Inventar beschrieben werden. So kann man besser verstehen, wie diese Tests funktionieren. Das MBI wurde in seiner Ursprungsform im Jahr 1981 von der Psychologin Christina Maslach und ihrer Forschungsmitarbeiterin Susan Jackson entwickelt. Das Verfahren ermöglicht mit 22 Fragen die Messung der drei Dimensionen von Burn-out:

  1. Den emotionalen Erschöpfungszustand
  2. Die Depersonalisierung sowie
  3. Die persönliche Leistungsfähigkeit

Zum Fragenkatalog gehören Fragen wie „Ich fühle mich am Ende eines Arbeitstages erledigt“ oder „Ich fühle mich durch meine Arbeit frustriert“. Die Befragten müssen dabei auf einer Skala angeben, wie häufig die Aussagen auf sie zutreffen. Zum Beispiel wöchentlich oder täglich. Aus den Antworten werden Zahlen ermittelt, die mittels einer vorgegebenen dreistufigen Skala dann Aufschluss über den Grad des Burn-outs liefern.

Mittels MBI kann man nur einen bereits vorliegenden Burn-out bewerten. Zur Vorhersage für einen drohenden Burn-out ist dieses Tool nicht geeignet. Hierzu werden von den Profis andere Instrumente eingesetzt.

 

Die Grenzen von Burn-out Tests

Im Internet findet man eine Vielzahl von Selbsttests, die oft stark vereinfacht sind und keinen seriösen Hintergrund aufweisen. Hier ist allein deshalb Vorsicht geboten. Wenn man vom Ziel der wissenschaftlich fundierten Burn-out Diagnose abrückt, wird man den meisten Angeboten wohl eher gerecht. Handelt es sich doch eher um Tests des eigenen Stresslevels oder Wohlbefindens.

Darüber hinaus ist ein Selbsttest aber auch noch mit einem anderen Risiko verbunden, das in der Person der Befragten selbst liegt. Denn Burn-out Betroffene neigen zu einer verharmlosenden Selbsteinschätzung. Verdrängung und Selbstüberschätzung sind hier Programm. Es wird allzu oft nicht zugegeben, dass man das Gefühl hat, dass es einem alles zu viel wird. Im Gegenteil wird gerade am Anfang eher angekreuzt, dass man alles locker allein schafft. Wenn sich falsche Antworten dieser Art häufen, kann der Burn-out Test nur zu einem falschen Ergebnis kommen.

Außerdem ist der anonyme Selbsttest im Internet mit der Versuchung verbunden, dass Ergebnis zu lesen und für sich zu behalten. Im Zweifel, um es zu ignorieren, wie ein Horoskop. An diese Vorhersage möchte man auch nur glauben, wenn sie Gutes für die eigene Zukunft prophezeit.

 

Ein Schritt in die richtige Richtung

Auf der anderen Seite sind die Burn-out Tests durchaus hilfreich, weil sie anonym stattfinden. So bauen sie eine Brücke der Akzeptanz zwischen den Zweifelnden und dem Thema. Und dies macht Sinn, denn damit wird ein Schritt in die richtige Richtung getan. Die Betroffenen setzen sich vielleicht erstmals mit dem Thema auseinander.

Ein Online Selbsttest ist im besten Fall nicht mehr als ein erstes Indiz, kann aber nicht das Gespräch mit dem Arzt oder Psychotherapeuten ersetzen. Auch wenn dies manchmal suggeriert wird und es viele leider glauben.

Am Ende kommt es auf die Expertise der Spezialisten an, um zum einen, den Burn-out zu diagnostizieren und zum anderen, um die geeigneten Therapien einzuleiten.

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Burn-out Tests können sich lohnen

Die Auswahl an Tests, die man im Internet finden kann, ist kaum zu durchschauen. Nicht verwundern muss dabei, dass die Qualität der Tests sehr unterschiedlich ist. Die Bandbreite reicht von wissenschaftlich fundiert über populärwissenschaftlich verpackt bis werblich reduziert. Gerade diese letzte Form hat inflationären Charakter angenommen, weil die Anbieter auf diesem Wege natürlich Kunden für weitergehende ambulante oder stationäre Hilfe werben möchten. Und ein schnelles Ergebnis mit positivem Befund hilft da natürlich mehr, als ein langwieriger Fragebogen mit dem Ergebnis, dass kein Burn-out vorliegt.

Auf der anderen Seite leben wir in einer schnelllebigen Welt, in der kaum einer noch Zeit hat und schon gar nicht für seine Gesundheit. Vor diesem Hintergrund ist es wiederum hilfreich, wenn die Tests kurz und knapp gehalten werden, um das Zielpublikum auch zu erreichen und zu motivieren, ihre knappe Zeit zu investieren. In diesem Sinne finden sich sinnvolle Tests unter anderem auf der Homepage der Techniker Krankenkasse oder der Gezeiten Haus Klinik

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