Die 12 Stufen des Burn-outs
Burn-out ist ein schleichender Prozess
Das Burn-out Syndrom wird als ein „Krankheitsbild“ verstanden, das in mehreren Phasen abläuft. Die Betroffenen werden nicht über Nacht krank, sondern durchlaufen zumeist über Jahre einen Burn-out-Prozess. Der Ablauf ist eng mit der eigenen Lebensplanung und -führung verbunden ist. Anfangs steht eine Herausforderung, die sie begrüßen und annehmen. Sie glauben, ihr gewachsen zu sein und am Ende stellt sich dies als ein Irrtum heraus, der über die Jahre mit einer Selbsttäuschung verknüpft ist. Betroffene setzen häufig all ihre Kraft in ihrem beruflichen Umfeld ein. Sie bemerken zu spät, dass sie sich damit körperlich und mental überfordert haben und ihr Einsatz auch nicht, wie erhofft, gewürdigt wurde.
Das 12 Stufenmodell vom Burn-out und die Symptome
Die Wissenschaft kennt verschiedene Modelle, die sich in ihrem Differenzierungsgrad der Phasen des Burn-outs unterscheiden. Im Folgenden stelle ich Ihnen das 12 Stufenmodell vor. Es wurde von dem Psychoanalytiker Herbert Freudenberg zusammen mit seiner Kollegin Gail North im Jahr 1992 entwickelt. An dieser Stelle ist es wichtig zu betonen, dass es sich um ein theoretisches Modell handelt, mit dem ein Burnout-Verlauf vereinfacht dargestellt wird. Die individuelle Reihenfolge und auch Intensität der Phasen können von dem 12-Stufenmodell abweichen, sich überlappen oder auch ineinander übergehen. Jeder Mensch erlebt Burn-out auf seine eigene Art und Weise. Das 12-Stufenmodel ist nur als Leitfaden zu verstehen, um die Entwicklung des Syndroms besser einordnen zu können.
Wichtig ist auch zu wissen, dass die Betroffenen die Chance haben, durch geeignete Bewältigungsstrategien den Burn-out Prozess zu stoppen. Ein Überblick über die erfolgsversprechenden Behandlungsansätze findest Du unter der Überschrift: Burn-out Behandlung: Wege aus der Krise.
Das Burn-out Syndrom in 12 Stufen
Burn-out Stufe 1: Der Zwang, sich zu beweisen
Zu Beginn macht die Arbeit viel Freude und wird mit großer Begeisterung erledigt. Die Betroffenen sind im Flow, wenn sie arbeiten. Die Gedanken sich selbst zu beweisen, was man kann, sind bezeichnend für die erste Stufe im Burn-out. Hinzu kommt der Anspruch die Latte der Anforderungen an sich selbst noch ein bisschen höher zu hängen. Damit verbunden, ist gleichzeitig die Angst zu versagen und so werden die eigenen psychischen und physischen Grenzen leicht überschritten.
Burn-out Stufe 2: Verstärkter Einsatz
Der Wille für seine hohen Ansprüche auch die berühmte Extrameile zu gehen, charakterisiert Burn-out Kandidaten. Sie wollen mehr erreichen und leisten auch mehr als andere. Freiwillige und unbezahlte Mehrarbeit zu leisten, ist selbstverständlich. Die Dinge allein zu machen ist Programm. Das Abgeben von Aufgaben wird als persönliche Niederlage gewertet, schließlich glauben die Betroffenen „unersetzlich zu sein“. Freudenberger beschrieb das Burn-out Syndrom deshalb auch als „superachiever-sickness“.
Burn-out Stufe 3: Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
Ihr Wahlspruch lautet: „Nur die Harten kommen in den Garten.“ Überarbeitung ist der Normalzustand und wird auch als Auszeichnung Leistung bewertet. Die eigenen Bedürfnisse geraten dabei zunehmend in den Hintergrund. Dieses Engagement hat seinen Preis und der Lebensstil wird insgesamt ungesünder. Weniger Schlaf, mehr Kaffee oder Zigaretten oder andere Aufputschmittel sind typische Hilfsmittel in dieser Phase. Typisch ist auch, dass sich erste Fehler im Arbeitsalltag einschleichen, die der Überlastung geschuldet sind.
Burn-out Stufe 4: Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen
Verdrängung wird zum Programm. Dies gilt zum einen für die Konflikte im Arbeits- wie auch Privatleben. Sie wachsen an, weil die gegenseitigen Erwartungen immer weiter auseinanderklaffen und die Fehlerhäufigkeit in dem Maße zunimmt, wie die Verlässlichkeit abnimmt. Der Burn-out wird spätestens jetzt auch zu einem Problem für die Beziehungen zu Angehörigen und Freunden. Sprechen diese die Veränderungen an, reagieren die Betroffenen gereizt. Was Angehörige von Burn-out Betroffenen in dieser Situation tun können, habe ich in einem Youtube-Tutorial beschrieben.
Zum anderen werden auch die ersten Symptome ignoriert, die auf das Überschreiten der Leistungsgrenzen hinweisen. Das schrille und dauerhafte Piepen im Ohr, der sogenannte Tinnitus, ist ein solches Warnsignal des Körpers. Die Burn-out Betroffenen fahren dauerhaft im roten Bereich und wollen nicht merken, das ihr Motor überhitzt ist.
Burn-out Stufe 5: Umdeutung von Werten
Das Wochenende wird zu einer überflüssigen Unterbrechung des täglichen Arbeitsflows. Freizeit wird zur Bedrohung und Freunde werden lästig. Beziehungsprobleme vielfältiger Art treten auf, denn der Fokus ist auf die Arbeit gerichtet. Alles andere wird unwichtig. Das persönliche Werteraster verschiebt sich, was sich darin widerspiegelt, dass Freunde sowie Familie vernachlässigt und Hobbys aufgegeben werden.
Burn-out Stufe 6: Verstärkte Verleugnung von Problemen
Das beschriebene Verhalten in den vorhergehenden Phasen löst Schwierigkeiten aus, die wiederum verdrängt werden. Bei den Betroffenen wächst der Eindruck, dass ihr Engagement von ihrem sozialen Umfeld nicht ausreichend anerkannt wird. „Undank ist der Welten Lohn“ lautet ihr neues Credo und die anderen werden zunehmend als unfähig eingestuft. Die Burn-out Betroffenen werden mit der Zeit zynischer und aggressiver im Umgang.
Burn-out Stufe 7: Rückzug
Der soziale Rückzug in Form des Abbruchs von zwischenmenschlichen Beziehungen setzt ein, denn soziale Kontakte wie Freunde und Familie werden jetzt als Belastung empfunden. Stattdessen wird nach Ersatzbefriedigungen gesucht. Dazu gehören Essen, Alkohol, Drogen, Spielen und Sex.
Dieser kraftraubende Lebensstil lässt keinen Spielraum für Mehrleistung im Job. So bleibt für die Betroffenen auf der Arbeit nur noch der Dienst nach Vorschrift. Dies sorgt dort für zusätzliche Konflikte. Hinzukommen zunehmende psychosomatische und körperliche Symptome, wie Übergewicht, Herzrasen oder Bluthochdruck. Am Ende macht sich bei den Betroffenen auch ein Gefühl der Orientierungs- und Hoffnungslosigkeit breit.
Burn-out Stufe 8: Deutliche Verhaltensänderung
Die Verhaltensänderungen der Betroffenen werden für ihr soziales Umfeld immer sichtbarer. Der soziale Rückzug fördert die Einsamkeit, was wiederum das Selbstmitleid ansteigen lässt. Gleichzeitig werden die Burn-out Betroffenen immer gleichgültiger und misstrauischer gegenüber anderen. Gut gemeinte Zuwendungen von Familienmitgliedern oder Freunden werden als Angriff erlebt. Wohlgemeinte Kritik wird nicht akzeptiert und zurückgewiesen. War die Arbeit früher eine Kraftquelle stellt sie jetzt eine Belastung dar, vor der die Betroffenen fliehen.
Burn-out Stufe 9: Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit
Das Gefühl nicht sie selbst zu sein macht sich breit und die Betroffenen fühlen sich wie abgestorben, weil in ihnen das Gefühl des Verlusts für die eigenen Persönlichkeit aufkommt. Sie sehen sich mehr wie eine Maschine, die funktionieren muss. Hinzukommen weitere körperliche Beschwerden. Man kann auch eine mangelnde Körperhygiene beobachten. Sie vernachlässigen sich selbst.
Burn-out Stufe 10: Innere Leere
Sind die Burn-out Betroffenen auf diese Stufe angekommen, dominieren die Gefühle von innerer Leere, Mutlosigkeit und Ängsten den Tag. Es können sich aber auch Phobien entwickeln und Panikattacken auftreten. Der Alltag wird nur schleppend und kraftlos bewältigt.
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