Eine repräsentative Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass rd. 30 % der Führungskräfte in Deutschland an sich und ihrer Rolle zweifeln. Gerade in unsicheren Zeiten ist aber eine selbstbewusste Führung gefragt. Umso wichtiger ist es, dass Führungskräfte nicht mit Selbstzweifeln hadern. Nur wer über Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein verfügt, kann seine Führungsrolle überzeugend ausfüllen. Vor diesem Hintergrund gibt es also Handlungsbedarf für die Unternehmen. Nach meiner Erfahrung wäre die Einführung einer stärkenorientierten Führung ein erfolgsversprechender Schritt in dieser Richtung,

Die Umfrageergebnisse im Führungskräfte-Radar zeichnen ein sehr differenziertes Bild von den Selbstzweifeln auf der Führungsetage. Die Selbstzweifel beziehen sich sowohl auf die eigenen Ansprüche an die Rolle und über die Frage, ob man selbst in der Rolle am richtigen Platz ist, als auch über die damit verbundenen Belastungen:

  • 21,4 % denken, sie werden ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht
  • 23,4 % sind sich nicht sicher, ob ihnen die Führungsrolle liegt und
  • 25,5 % empfinden die Führungsrolle meistens als Belastung

Aus diesen Ergebnissen ergibt sich ein unmittelbarer Handlungsbedarf für die Unternehmen, weil auch ein signifikanter Zusammenhang zwischen den Führungszweifeln und der Führungswirkung konstatiert wird. Danach sind zweifelnde Führungskräfte weniger in der Lage, die Produktivität und Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter zu verbessern.

In der Studie wird darauf hingewiesen, dass die zweifelnden Führungskräfte auf allen Alters-, Erfahrungs- und Hierarchiestufen zu finden sind und die Selbstzweifel kein verlässliches Zeichen für mangelnde Führungseignung der Menschen sind, sondern oft das Ergebnis schlechter Führungsbedingungen darstellen. Vor dem Hintergrund des hohen Anteils der betroffenen Führungskräfte sei es auch keine sinnvolle Strategie, die Führungskräfte einfach auszutauschen.

Der Fokus der Unternehmen sollte vielmehr darauf liegen, die unmittelbaren Führungsbedingungen der Führungskräfte zu verändern. Der Maßnahmenkatalog sollte nach Ansicht der Verfasser der Studie auf folgende Rahmenbedingungen ausgerichtet sein:

  • Eine klare Definition der Ziele/Aufgaben der Führungskraft auf Basis einer nachvollziehbaren Unternehmensstrategie, die von einem Bürokratieabbau begleitet wird.
  • Eine wertschätzende Unternehmenskultur auf Basis von Vertrauen und im Miteinander von Vorgesetzten und Kollegen sollten die Werte auch gelebt werden.
  • Die Sicherung einer ambitionierten Entwicklung der Führungskräfte bei sowohl starker Identifikation mit dem Unternehmen als auch der Erfüllung privater Bedürfnisse.
  • Mitarbeiter, die selbst motiviert und begeistert sind und auch die Führungskraft in ihrer Rolle unterstützen.

Das Fazit lautet, dass sich Führungskräfte unter solchen Führungsbedingungen mehr engagieren. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie mehr Freude an der Arbeit sowie Energie bei der Umsetzung zeigen und im Miteinander mehr Wertschätzung zum Ausdruck bringen. Gleichzeitig zeigen sie dann auch mehr Konflikt- und Veränderungsbereitschaft. Und am Ende werden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr zur Gruppe der zweifelnden Führungskräfte gehören.

Nach meiner Erfahrung könnten Unternehmen einen entscheidenden Schritt in diese Richtung machen, wenn sie auf die stärkenorientierte Führung setzen.  Hierbei werden sich Führungskräfte ihre Stärken bewusst und können ihre Potentiale besser nutzen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass sich stärkenorientiert denkende und handelnde Führungskräfte mehr engagieren und produktiver bei der Erfüllung ihrer Aufgaben werden. Von Führungskräften, die sich ihrer selbst und ihrer Rolle bewusst sind und dabei ihre Stärken einsetzen, profitieren am Ende auch die Mitarbeiter und das Unternehmen.